Sonntag, 30. Dezember 2012, 09:44 Uhr
Selbstversorger
. — Gedankengemüse, geistige Landschaftspflege, Alfred Döblin: „Ich habe viel Ärger in meinem Leben damit gehabt, dass ich meine Gedanken nicht von anderen bezog, sondern von Anfang an selbst durchdachte; ich nahm sie nicht an, wenn ich nicht auf eigenem Wege zu ihnen gekommen war. Die Dinge müssen in meinem Garten wachsen; ich kaufe nicht auf einem Markt.“
Samstag, 29. Dezember 2012, 19:49 Uhr
Mediengüllegrube II
. — „In den finsteren Zeiten / Wird da auch gesungen werden?“ F
ragte Bertolt Br
echt in den Svendborger Gedichten, um zu antworten: „Da wird auch gesungen werden. / Von den finsteren Zeiten.“ – Pah, man sieht heuer, nahezu allerorten, nur hirnverbrannten Dreck.
Samstag, 29. Dezember 2012, 18:45 Uhr
Metablogger LI
. — „Die jungen Leute“, referierte Rupert Murdoch im Jahre 2005, „wollen nicht auf eine gottgleiche Gestalt vertrauen, die ihnen sagt, was wichtig ist. Sie wollen nicht mehr von den Medien kontrolliert werden, sondern ihre Medien selbst kontrollieren.“
Mittwoch, 19. Dezember 2012, 16:37 Uhr
Weihnachtliches Wunschdenken
. — „Doch bringt’s nur Gesundheit und fröhlichen Mut“, wusste Wilhelm Busch, „und Geld genug, dann ist’s schon gut.“ Somit Familie und Freunden gewünscht. הצלחה וברכה
Donnerstag, 13. Dezember 2012, 12:08 Uhr
Erwachsenwerden
. — Juli Ze
h, Spieltrieb. Feiner Roman, feine Heldin. „Aber er sprach seit Tagen nur noch vom versäumten Moment der Revolte, vom verpassten Epochenende und vertrödelten Umsturz und davon, dass sie alle wie Fahrgäste, die den Moment zum Umsteigen verschlafen hatten, in einem Zug säßen, der mit dem Schild Dienstfahrt auf der Stirn ins Nirgendwo brauste.“ – „Alle Wege führen zu der Erkenntnis der Nichtigkeit aller Dinge, aber keiner führt zurück.“ – „Allein war er ein Partisane, zusammen waren sie eine Armee.“ – „
Bist du glücklich? fragte er, als der Marmeladentopf des gemeinsamen Schweigens bis zur Neige gelöffelt war.“
Donnerstag, 13. Dezember 2012, 11:38 Uhr
Unverwüstlich
. — „Erst wenn man glaubt, verloren zu haben, fängt die wirkliche Niederlage an.“ – Kob
o Abe, Die Frau in den Dünen.
Samstag, 1. Dezember 2012, 18:22 Uhr
Die Maîtresse
. — „Wie ich Sie küssen werde!“ – „Mein armer Freund, ich bin betrübt über das, was uns widerfährt.“ – „Warum sträuben Sie sich? Es ist doch einfach: Sie lieben mich, und ich liebe Sie. (Wie schön muss es sein, Sie zu küssen!) Wehren Sie sich nicht länger. Das ist kränkend, und man verliert Zeit.“ – „Ich gebe zu, dass ich Sie liebe. Wie lange wird es dauern?“ – „Wollen Sie es auf die Stunde genau wissen?“ – „Sie machen mir Angst und Sie ziehen mich an.“ – „Möchten Sie sich ein wenig setzen?“ — Kleines Resümee. Maurice und Blanche. In: Jules Re
nard, Die Maîtresse.
Samstag, 1. Dezember 2012, 16:57 Uhr+1
Metablogger L
. — „Bisher habe ich nie etwas Genaueres über mein intimes Leben, über das Verhältnis zwischen meiner Frau und mir, in meinem Tagebuch berichtet. Ich bin sicher, dass meine Frau weiß, wo und in welchem Fach meines Arbeitszimmers dieses Tagebuch liegt.“ – Junichiro Tanizaki, Der Schlüsse
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