Nolls Marginalien

 

Datenschutz & Impressum

 

About & Archiv

 

[Coming soon]

 

Nolls Passage

Samstag, 26. Januar 2019, 19:18 Uhr<  >

Molekularbewegung

. — „Der Mensch ist der einzige unter den Primaten, der die Tötung seiner Artgenossen planvoll, in größerem Maßstab und enthusiastisch betreibt.“ – Wir machen uns etwas vor, wenn wir glauben, es herrsche Frieden, nur weil wir immer noch unsere Brötchen holen können, ohne von Heckenschützen abgeknallt zu werden.“ — Hans M. Enzensberger, Aussichten auf den Bürgerkrieg.
Samstag, 26. Januar 2019, 19:19 Uhr > Noll >
„Der Anfang ist unblutig, die Indizien sind harmlos. Der molekulare Bürgerkrieg beginnt unmerklich, ohne allgemeine Mobilmachung. Allmählich mehrt sich der Müll am Straßenrand. Im Park häufen sich Spritzen und zerbrochene Bierflaschen. An den Wänden tauchen überall monotone Graffiti auf, deren einzige Botschaft der Autismus ist: sie beschwören ein Ich, das nicht mehr vorhanden ist. In den Schulzimmern werden Möbel zertrümmert, in Vorgärten stinkt es nach Scheiße und Urin. Es handelt sich um winzige, stumme Kriegserklärungen, die der erfahrene Städtebewohner zu deuten weiß. (...) Immer mehr Menschen werden in den Strudel von Angst und Hass gezogen, bis der Zustand völliger Asozialität erreicht ist.“ – Vgl. Aufsatz im Spiegel, 1993, PDF, 765 kB.
Mittwoch, 30. Januar 2019, 18:28 Uhr > Noll >
Ebenda wird Hannah Arendt zitiert: „An Hass hat es vermutlich niemals in der Welt gefehlt; aber [nun] wuchs er zu einem entscheidenden politischen Faktor in allen öffentlichen Angelegenheiten heran. Der Hass konnte sich auf niemand und nichts wirklich konzentrieren; er fand niemanden vor, den er verantwortlich machen konnte - nicht die Regierung und nicht die Bourgeoisie und nicht die jeweiligen Mächte des Auslandes. So drang er in alle Poren des täglichen Lebens und konnte sich nach allen Richtungen verbreiten, konnte die phantastischsten, unvorhersehbarsten Formen annehmen. Hier war jeder gegen jeden und vor allem gegen seinen Nachbarn. Was die modernen Massen von dem Mob [vergangener Zeiten] unterscheidet, ist die Selbstlosigkeit und Desinteressiertheit am eigenen Wohlergehen. Selbstlosigkeit, nicht als Güte, sondern als Gefühl, dass es auf einen selbst nicht ankommt, dass das eigene Selbst jederzeit und überall durch ein anderes ersetzt werden kann. Dies Phänomen eines radikalen Selbstverlusts, diese zynische oder gelangweilte Gleichgültigkeit, mit der die Massen dem eigenen Tod begegneten, war ganz unerwartet. Sie leiden an einem radikalen Schwund des gesunden Menschenverstandes und seiner Urteilskraft sowie an einem nicht minder radikalen Versagen der elementarsten Selbsterhaltungstriebe.“

Ihr Kommentar:

Name:
Homepage:
Mailadresse:
Nachricht:

Kleine Selbstanzeige

 

Nolls Passage

 

Text & Redaktion

 

Medien & Konzeption

 

Beratung & Kommunikation

 

Stil- und Sprachkritik