Donnerstag, 29. September 2005, 13:44 Uhr > Noll >
Manchmal genügt eine Geste, den Wahnsinn vergangener Tage satirisch aufzuspießen. So betrat Henning Venske zu seinem 60. Monats-Schauer die Bühne des Lustspielhauses mit selbstgefälligen Siegergesten der Kanzlerkandidaten. So schoss er Merkel ab und traf Schröder auf den Kopf. Nach dem ganzen Wahltätärätä war es enorm wohltuend, dass jemand den Phrasenunrat beseitigte, dem politischen Bewusstsein eine Katharsis gewährte.
„Wir haben viel aufzuarbeiten“, stellte Venske fest und legte in bewährter Manier los. Der grundlegenden Parteienanalyse und -kritik folgten Betrachtungen zum so genannten Weltjugendtag, zum Ausverkauf der sozialen Gerechtigkeit, Abfertigungen diverser Wirtschaftsbosse sowie die famose Kategorie „Lallbacken des Monats“. Neben den üblichen Verdächtigen (Stoiber, Köhler etc.) konnte diesmal auch Angela Merkel punkten: „Damit es Deutschland besser geht, werden die Weichen aufwärts gestellt.“
Wenn manche Wirtschafts- und Politikredaktionen hierzulande nur viertelsoviel Kritikbewusstsein aufbrächten wie Henning Venske, sie würden einen guten Job machen. Bei all dem neoliberalen Müll, den man immer wieder hören und lesen musste, ist es gut, dass einer wenigstens da ist, der dem asozialen und gewissenlosen Geschwurbel Einhalt gebietet.